Folgenreiche Entscheidungen Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Umwälzungen in der EmK in Osteuropa

Die Methodisten der Ukraine und Moldawiens wollen zum Bischofsgebiet Nordeuropa (blau eingefärbt) wechseln. Bulgariens und Rumäniens Methodisten wollen die EmK ganz verlassen.
Die Methodisten der Ukraine und Moldawiens wollen zum Bischofsgebiet Nordeuropa (blau eingefärbt) wechseln. Bulgariens und Rumäniens Methodisten wollen die EmK ganz verlassen. Farblegende: Zentralkonferenz Nordeuropa (blau) und Eurasien (orange); Zentralkonferenz Deutschland (grün); Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa (rot).
Bildnachweis: EmK, Bearbeitung Ralf Würtz
Die Methodisten der Ukraine und Moldawiens wollen zum Bischofsgebiet Nordeuropa gehören. Bulgariens und Rumäniens Methodisten wollen die EmK verlassen.
3 Minuten

Die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) in Osteuropa steht vor starken Umwälzungen. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine befördert die seit längerem beabsichtigte Veränderung der Zugehörigkeit der ukrainischen Methodisten innerhalb der Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien. Völlig überraschend kommt dagegen der kurzfristig erfolgte Austritt der rumänischen und bulgarischen Methodisten aus der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche.

Ein Krieg und seine Folgen

Russlands Angriff auf die Ukraine entfaltet auch innerhalb der Kirche ihre Wirkung. Bisher gehört die Provisorische Jährliche Konferenz Ukraine und Moldawien zum Bischofsgebiet Eurasien. Eine außerordentliche Tagung der Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien, die beide Bischofsgebiete umfasst, soll am 30. April über eine veränderte Zugehörigkeit befinden.

Die als Videokonferenz stattfindende Tagung wird einen Antrag beraten, der darauf abzielt, »bis zur nächsten ordentlichen Zentralkonferenz die Grenzen der Bischofsgebiete der Zentralkonferenz vorübergehend so zu ändern, dass die Provisorische Jährliche Konferenz Ukraine und Moldawien dem Bischofsgebiet Nordeuropa und Baltikum angegliedert wird«. Bisher stehen die Methodisten der Ukraine und Moldawiens unter der bischöflichen Leitung von Eduard Khegay. Zu seinem von Moskau aus betreuten Bischofsgebiet gehören neben der Ukraine und Moldawien auch Gemeinden in Belarus, Kasachstan, Kirgisistan, Russland, Tadschikistan und Usbekistan. Bereits im Juni 2020 fassten die Mitglieder der Provisorischen Jährlichen Konferenz Ukraine und Moldawien bei ihrer Jahrestagung den Beschluss, das Bischofsgebiet »Eurasien« zu verlassen. Grund dafür waren die seit der Annexion der Krim anhaltenden Konflikte mit Russland. Durch den jetzigen Angriff Russlands auf die Ukraine spitzte sich der Konflikt auch innerkirchlich zu.

In der Begründung für den Wechsel heißt es, dass die methodistischen Gemeinden in der Ukraine dringend Führung bräuchten, um den Flüchtlingen helfen zu können. Unter den gegebenen Umständen könne »eine angemessene Betreuung und geistliche Führung« durch einen russischen Bischof »aus emotionalen und praktischen Gründen« nicht gewährleistet werden. Bischof Khegay bezog seit Beginn des russischen Angriffs zwar ausdrücklich gegen diesen Krieg Stellung. Jedoch lassen die Kommentare und Reaktionen auf seine Äußerungen erahnen, wie gespaltenen das Bischofsgebiet durch diesen Krieg ist. Eine unbeeinträchtigte Zusammenarbeit unter der gleichen bischöflichen Aufsicht erscheint deshalb bis auf weiteres nicht möglich.

Einstimmiger Beschluss, die EmK zu verlassen

Im bulgarischen Varna fand vom 31. März bis 2. April die Tagung der Provisorischen Jährlichen Konferenz Bulgarien und Rumänien der EmK statt. Dabei beschlossen die Konferenzmitglieder, die Gemeinschaft mit der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche aufzukündigen und sich der »Global Methodist Church« (GMC, Globale methodistische Kirche) anzuschließen.

In einem offenen Brief beschreibt Patrick Streiff, der für die Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa und damit auch für Bulgarien und Rumänien zuständige Bischof, die Ereignisse während der Konferenztagung. Trotz seines Hinweises, dass der sich anbahnende Beschluss außerhalb der Regeln des Kirchenrechts der EmK erfolge und damit nicht zulässig sei, hätten sich die Delegierten entschieden, die Diskussion und Beschlussfassung ohne den Vorsitz des Bischofs weiterzuführen. Unter der Leitung des bisherigen bulgarischen Superintendenten Daniel Topalski seien die entsprechenden Beschlüsse »schließlich in offener Abstimmung einstimmig« erfolgt. Die methodistischen Gemeinden beider Länder wollen folglich die Evangelisch-methodistische Kirche verlassen und sich der Global Methodist Church anschließen, die Anfang des kommenden Monats gegründet wird.

»Ich bedauere zutiefst, dass die Kirche in Bulgarien nicht bereit war, auf der Grundlage der Kirchenordnung aus der EmK auszuscheiden« und damit »alle Verbindungen zur Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa abzubrechen«, formuliert Bischof Streiff seine Enttäuschung über die Weise, wie dieser Schritt vollzogen werde. Von den rumänischen Methodisten gebe es allerdings das versöhnliche Signal, »dass ein gegenseitig respektvoller Weg gefunden werden kann, die EmK zu verlassen«.

 

Weiterführende Links

EmK-Bischofsgebiet Nordeuropa und Baltikum (Englisch)
Einladung zur außerordentlichen Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien (Englisch)
Facebook-Seite von Bischof Eduard Khegay (Russisch)
Telegram-Kanal von Bischof Eduard Khegay (Englisch)
Austritt der Provisorischen Jährlichen Konferenz Bulgarien und Rumänien aus der EmK (Englisch)
Stellungnahme von Bischof Dr. Patrick Streiff zum Austrittsbeschluss der Provisorischen Jährlichen Konferenz Bulgarien und Rumänien
Global Methodist Church
Karte der Europäischen Zentralkonferenzen

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

An der Tagung der wegen der Corona-Pandemie inzwischen mehrfach verschobenen Generalkonferenz, des obersten Leitungsgremiums der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK, englisch: United Methodist Church), hätte die Vereinbarung »Versöhnung und Trennung durch Gnade« beschlossen werden sollen. Damit hätte eine geordnete Trennung der Evangelisch-methodistischen Kirche angesichts der langjährigen Auseinandersetzungen über sexualethische Fragen, besonders hinsichtlich der Bewertung von Homosexualität, erfolgen können. Nach der jüngst angekündigten Verschiebung der Generalkonferenz ins Jahr 2024 kündigten konservative Gruppierungen an, zum 1. Mai die Global Methodist Church gründen zu wollen.