Die Mission und ihre Bücher

In Kürze wird das neue Jahrbuch Mission erscheinen – passend zum „Welttag des Buches und des geistigen Eigentums“ am 23. April. Das Jahrbuch gehört zu den auflagenstärksten deutschsprachigen Fachbüchern zum Thema Mission. Die Ausgabe 2021 ist die siebzigste nach dem Zweiten Weltkrieg, seine Tradition geht aber noch weiter zurück.

© Foto: Corinna Waltz/EMW

Die Geschichte der Mission ist auch eine ihrer Zeitschriften und ihrer Bücher. Der erste evangelische Missionar Bartholomäus Ziegenbalg (1682 – 1719) , der 1706 in Tranquebar (Indien) angekommen war, übersetzte 1711 das Neue Testament ins Tamilische. 1713 erschien es dort in Buchform, hergestellt auf einer aus Deutschland importierten Druckmaschine. Auch die erste evangelische Missionszeitschrift – kurz Hallesche Berichte genannt – erschien ab 1710 auf Grundlage der Berichte Ziegenbalgs und seines Kollegen Plütschau.

Dass die evangelischen Missionen schon von Beginn an so viel Gedrucktes hervorbrachten, erklärt sich durch ihr Thema und durch ihre Finanzierung: Weil die Kirchen der Mission skeptisch bis ignorant gegenüberstanden, mussten die Mission ihre Arbeit durch Spenden finanzieren. Und wer Geld sammelt, muss erklären, was damit wo und zu welchem Zweck getan werden soll. Das gelang auch recht erfolgreich. Die von den Missionen herausgegebenen Bücher und Zeitschriften (später gerne als „Missionsblättchen“ verspottet) prägten über viele Jahrzehnte das Bild des Teils der Welt mit, der später die Dritte Welt genannt wurde.

Eine wichtige Unterstützergruppe der im 19. Jahrhundert entstandenen Missionsgesellschaften waren die „Missionskonferenzen“, von denen es im Deutschen Reich rund zwei Dutzend gab. Die dort versammelten Pfarrer (nebst wenigen Laien und noch weniger Frauen) würde man heute als Multiplikatoren bezeichnen. Gemeinsames Produkt, meist an die Mitglieder als Jahresgabe verteilt, war das „Jahrbuch der Vereinigten Deutschen Missionskonferenzen“. Ab 1923 in „Die Deutsche Evangelische Heidenmission“ umbenannt, kam dessen letzte Ausgabe 1941 heraus.

Erstes Jahrbuch Mission erscheint 1951

Zehn Jahre später veröffentlichte der Verlag der Deutschen Evangelischen Missionshilfe die erste Nachkriegsausgabe unter dem Titel „Deutsche Evangelische Weltmission“. In seinem Geleitwort verwies Walter Freytag, theologischer Referent des Deutschen Evangelischen Missionsrats (DEMR), auf die „notwendige Neubesinnung über das Wesen der Mission nach der Schrift und im Blick auf die gegenwärtige Lage der Christenheit“. Die 80 Seiten des Jahrbuchs 1951 spiegeln schon in der Papierqualität die noch kargen ersten Nachkriegsjahre wider.

Cover Jahrbuch Mission 1969 Cover Jahrbuch Mission 1969

Eingeleitet wurden die Jahrbücher bis zu Anfang der 1970er Jahre von einem Überblick über die Missionsarbeit im vergangenen Jahr. Diese „Rundschau über die Arbeit der deutschen evangelischen Missionen“, meist um die 20 Seiten, war nicht so „deutsch“ wie der Titel vermuten ließ. 1964 war zu berichten über die Gründung der Allafrikanischen Kirchenkonferenz, über die Ostasiatische Christliche Konferenz (aus der später die Christliche Konferenz Asiens wurde) und über die Weltmissionskonferenz in Mexiko City – sämtlich Ereignisse, die man heute als Landmarken der ökumenischen Entwicklung betrachtet.

Nach der „Rundschau“ folgten jeweils vier bis fünf längere Einzelbeiträge, die sich meist ebenfalls auf aktuellere Entwicklungen bezogen. Im zitierten 1964er Jahrbuch ging es um den ÖRK und die Mission nach dem Zusammenschluss mit dem Internationalen Missionsrat, um Mission und zwischenkirchliche Hilfe und um die Grundsatzfrage der Integration von Kirche und Mission – man versuchte, die Themen aufzugreifen, von denen die Mission bewegt wurde. Schon in den 1960er Jahren vertiefte man aber auch bestimmte Themen durch Schwerpunktsetzung, 1967 mit dem Thema Kirche und Jugend, 1968 über den „Dialog mit Menschen anderen Glaubens“

1974, um ein Beispiel zu nennen, stellte die Redaktion die Weltmissionskonferenz als „Aufmacher“ prominent heraus, gefolgt von einem 20-seitigen Artikel über die Renaissance und Krise des Islams und sein Verhältnis zu Mission und Dialog. Verfasser: Der Sprecher des Islamischen Weltkongresses für Deutschland, Mohammed S. Abdullah. Zehn Jahre später, 1984, ein Fokus auf Evangelium und Kultur, angeregt durch die ÖRK-Vollversammlung in Vancouver, mit Beispielen u.a. aus Indonesien und der DDR. Aus Anlass der „Kongo-Konferenz“ 1884 folgten zwei Texte zum Kolonialismus, und zwar aus (selbstkritischer) deutscher Sicht und aus der Sicht eines in Württemberg lebenden ghanaischen Universitätsdozenten.

Ein Buch nicht nur für die „Missionsszene“

Dass die Zahl der Missionsinteressierten und -engagierten sank, dass in den Gemeinden eher das Thema Entwicklung im Fokus stand, entging den Jahrbuch-Verantwortlichen nicht. Ab 1989 bekam das Jahrbuch ein Schwerpunktthema, die Beiträge wurden kürzer und zahlreicher, man suchte auch nach Autor*innen von außerhalb der „Missionsszene“, bemühte sich um eine andere Sprache, die den Zugang erleichtern sollte. Damit, und erst recht mit einem vollständigen Relaunch im Jahr 2000, wollten Verlag und Herausgeber das Jahrbuch auch für den Buchhandel attraktiver machen. Das gelang auch – hing aber stark vom Thema ab: Vom Jahrbuch 2000, Thema „Jerusalem“, wurde über den Buchhandel fast ein Fünftel der Auflage von 5000 Exemplaren abgesetzt – Zahlen, die seitdem nie wieder erreicht wurden.

Bücher zum Thema Mission treffen auf eine sehr, sehr kleine Zielgruppe von Interessierten, und diese ist in den letzten Jahrzehnten sicher weiter geschrumpft. Kein Wunder, dass die wenigen verbliebenen Verlage mit weltmissionarischen Titeln längst dazu übergegangen sind, ihre Neuerscheinungen in Digitaldruck-Auflagen von 100 bis 250 Exemplaren herstellen lassen – und damit gut auskommen. Im Vergleich dazu nehmen sich die Jahrbuch-Auflagen der letzten Jahre – zwischen 2200 und 3000 Stück – geradezu bestsellerhaft üppig aus. Dazu hat sicher eine kluge Themenwahl beigetragen – was zum Beispiel bedeutete, einen Jahrbuch-Schwerpunkt zum Reformationsjubiläum zu machen, weil man den Eindruck hatte, hier würde der globale Aspekt übersehen.

So aktuell wie 2021 mit seinem Pandemie-Schwerpunkt war allerdings bis jetzt noch kein Jahrbuch. Man darf auf die Reaktionen der Leserinnen und Leser gespannt sein.

Martin Keiper war bis 2017 Print-Referent in der EMW und Geschäftsführer des Missionshilfe Verlags.

Jahrbuch Mission Jahrbuch Mission 2021

Online durch die Pandemie

Mit Covid-19 hat sich eine todbringende Pandemie erstmals global verbreitet, mit weitreichenden Folgen auf allen Ebenen, auch für Mobilität und Kommunikation in Kirche, Mission und weltweiter Ökumene. Die Pandemie hat großes Leid verursacht, aber sie hat auch neue kreative Kräfte und Erfahrungen ermöglicht. Davon erzählen die gut 20 Autor*innen des Jahrbuchs 2021.

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