Die Zeit ist jetzt

Klimagerechtigkeit und Frieden gehörten zu den Schwerpunktthemen der EKD-Synode, die von 6. bis 9. November 2022 in Magdeburg getagt hat. Für die Evangelische Mission Weltweit zieht Dietmar Arends, EMW-Vorstandsvorsitzender und Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche, Bilanz.

Die 3. Tagung der 13. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) fand von 6. bis 9. November 2022 in Magdeburg statt. © Foto: Jens Schulze/EKD | Die 3. Tagung der 13. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) fand von 6. bis 9. November 2022 in Magdeburg statt.

Was waren für Sie die zentralen Themen und Fragen, die bei der EKD-Synode in Magdeburg diskutiert wurden?

Die Synode der EKD hat sich erneut mit einer ganzen Fülle von Themen auseinandergesetzt. Für mich waren drei besonders im Fokus. Deutlich im Zentrum standen nach meinem Eindruck die Herausforderungen durch die Klimakrise. Dem widmete sich die Synode einen ganzen Vormittag, insbesondere der Frage des eigenen Handelns. Daneben spielte der Krieg in der Ukraine eine große Rolle, vor allem die Frage, was dieser verbrecherische Angriffskrieg für unsere Friedensethik bedeutet. Das Dritte sind die Fragen von Aufarbeitung und Prävention im Blick auf das Thema sexualisierte Gewalt in der Kirche. Hier war zum ersten Mal das neu eingerichtete Beteiligungsforum federführend, in dem auch Betroffene mitarbeiten.

Dietmar Arends ist Vorstandsvorsitzender der EMW und Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche. © Foto: Lippische Landeskirche | Dietmar Arends ist Vorstandsvorsitzender der EMW und Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche.

Vor welchen Herausforderungen steht aus Ihrer Sicht die Evangelische Kirche in Deutschland?

Ich möchte aus dem Vielen, das hier zu benennen wäre, zwei Dinge aus den Synodenberatungen aufgreifen. Im Blick auf die Klimakrise besteht eine Herausforderung für die nächsten Jahre sicher darin, dass unser Reden und Handeln nicht auseinanderfallen dürfen. Was wir von der Politik einfordern, um der Klimakrise zu begegnen, etwa die radikale Reduzierung klimaschädigender Emissionen, müssen wir bereit sein, in unseren eigenen Kirchen tatkräftig umzusetzen. Dies liegt allerdings in der Zuständigkeit der Landeskirchen. Hier muss es gelingen, alle mit auf den Weg zu nehmen, wobei viele der Landeskirchen bereits entsprechende Schritte eingeleitet haben oder auf dem Weg dazu sind.

Das Zweite: Das Thema sexualisierte Gewalt in der Kirche wird uns und muss uns in den nächsten Jahren kontinuierlich begleiten. Da dürfen wir nicht nachlassen. Dass wir bei allen Schritten Betroffene wirklich einbeziehen, wurde zu Recht deutlich eingefordert. Das werden wir auch ein Stück einüben müssen.

Klimaschutz stand ganz oben auf der Agenda. Eine globale Herausforderung. Welche Impulse aus der weltweiten Kirche sind für Sie wichtig für die Diskussionen hierzulande?

Zuerst gilt es sich immer wieder vor Augen zu führen, dass die Klimafrage eine Frage der Gerechtigkeit ist. Es geht um Generationengerechtigkeit: Wir haben diese Erde nur von unseren Kindern und Enkelkindern geliehen. Und es geht um Klimagerechtigkeit im Sinne einer weltweiten Gerechtigkeit. Die schlimmsten Folgen der Klimakrise treffen diejenigen auf dieser Erde, die am wenigsten zu ihren Ursachen beigetragen haben. Was unsere kirchlichen Partner aus aller Welt an dieser Stelle zu berichten haben, geht unter die Haut. Für viele ist die Klimakrise längst zur Klimakatastrophe geworden. Es zeichnet sich ab, wie Gebiete unbewohnbar werden; Menschen werden ihrer Lebensgrundlage beraubt. Durch die Klimakrise nimmt der Hunger in der Welt wieder dramatisch zu und vieles andere mehr. Wenn wir über die Klimakrise sprechen, dann muss es immer auch um diesen weltweiten Horizont gehen.

Wo sollten aus Ihrer Sicht die Stimmen und Perspektiven aus der weltweiten Kirche insgesamt mehr Gehör finden?

Ein Aspekt, den wir viel stärker in unsere kirchlichen Debatten aufnehmen sollten, sind die theologischen Impulse, die aus den Kirchen des Südens eingebracht werden. Das gilt auch für die Klimakrise. Unsere Schöpfungstheologie ist sehr einseitig westlich geprägt. Hier können wir von unseren kirchlichen Partnern lernen. Auf der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Karlsruhe konnten wir zum Bespiel erleben, wie stark die Impulse waren, die von indigenen Menschen in die Diskussionen eingebracht wurden.

An dieser Stelle war ich auf der Synode sehr dankbar für den Vortrag, den Dr. Andar Parlindungan von der Vereinten Evangelischen Mission in Magdeburg gehalten hat. Er hat diese Aspekte sehr stark gemacht und deutlich zu einer Horizonterweiterung beigetragen.

Was nehmen Sie aus Magdeburg mit in die Arbeit der EMW-Gemeinschaft?

Ich denke, wir haben hier eine wichtige Aufgabe in der Gemeinschaft der EMW, indem wir gemeinsam mit unseren Mitgliedern das interkulturelle theologische Arbeiten stärken, uns für Interkulturalität in der theologischen Ausbildung einsetzen und theologische Ausbildung weltweit fördern.

Im Blick auf die Klimakrise ist eine weltweite Vernetzung von großer Bedeutung. Wir müssen voneinander wissen und lernen. Auch hier kann der EMW mit ihren Mitgliedern und ihren weltweiten Partnern eine besondere Bedeutung zukommen.

Das Interview führte Corinna Waltz.


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