Hoffnungsbekenntnis für die Schöpfung

Schon seit 1983 gehören Ökogerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung zu den erklärten Kernthemen des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK). Seit 2010 feiert die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) am 1. September den Ökumenischen Tag der Schöpfung. Warum passiert dennoch so wenig? Wie lässt sich das ändern?

Die Wuppertaler Erklärung ruft auf, am Versprechen Gottes im Noah-Bund festzuhalten und aktiv die Schöpfung zu bewahren. © Foto: Alan Rodriguez/unsplash | Die Wuppertaler Erklärung ruft auf, am Versprechen Gottes im Noah-Bund festzuhalten und aktiv die Schöpfung zu bewahren.

„Gott hat die Erde nicht aufgegeben! Wir halten an Gottes Versprechen im Noah-Bund mit der ganzen Schöpfung fest, den er mit ‚den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen‘ (Gen. 9,12) geschlossen hat.“ – Diese Worte stammen aus der Wuppertaler Erklärung „Kairos für die Schöpfung – Hoffnungsbekenntnis für die Erde“. Denn inmitten der bedrohlichen Anzeichen des drohenden Klimakollapses mit seinen unabsehbaren Folgen verfassten 52 Teilnehmende aus 22 Ländern 2019 in Wuppertal dieses Hoffnungsbekenntnis. Ihre Erklärung stellt die selbstkritische Frage, warum sich in den vergangenen Jahrzehnten wenig geändert hat, obwohl Bewahrung der Schöpfung und Ökogerechtigkeit auf der Tagesordnung der ökumenischen Bewegung standen.

Auf der Vollversammlung in Busan hatte der ÖRK 2013 seine Mitgliedskirchen ermutigt, „die Rolle des ÖRK bei der Ermöglichung einer ökumenischen Pilgerfahrt für Gerechtigkeit und Frieden zu unterstützen, um die Beziehungen zwischen Kirchen und Gemeinschaften in verschiedenen Teilen der Welt zu stärken, die zusammenarbeiten, um für Schöpfung und Ökogerechtigkeit zu sorgen“. Dies erneuerte die Sorge um die Schöpfung als Gottes Haushalt, in dem die Menschen leben, die schon 1983 in Vancouver zur Gründung des Programms Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung geführt hatte.

Auf der Konferenz 2019 wurden viele Best Practice-Beispiele vorgestellt und fortschrittliche ökotheologische Ansätze vorgestellt. Vor diesem Hintergrund dienen im Wuppertaler Aufruf die sieben Todsünden als Folie, selbstkritisch das Verhalten in Bezug auf die Umwelt und die Bewahrung der Schöpfung zu analysieren. Bei aller theologischen Arbeit und Einsicht wird beklagt, dass sich Predigt und Aktivitäten sowie die ethische Reflexion der Kirchen oft genug auf den Menschen und seine Bedürfnisse konzentrieren – aus Stolz. Allzu viele Menschen, und das schließt Christ*innen weltweit ein, machen sich des übermäßigen Konsums und damit der Sünde der Gier schuldig. Dazu kommt, dass der Ressourcenverbrauch der reicheren Länder die Entwicklungsmöglichkeiten anderer Länder beeinträchtigt.

Die Konferenz in Wuppertal hat sich für ihre Abschlusserklärung vom Bekenntnis 1934 in Barmen, heute ein Stadtteil von Wuppertal, inspirieren lassen. Wie die Barmer Erklärung verbindet die Wuppertaler Erklärung ein Sündenbekenntnis mit dem Bekenntnis zur Hoffnung auf Gott, der seine Schöpfung noch nicht aufgegeben hat. Daraus entstand dieses Bekenntnis zur Hoffnung, das uns aufruft, eine ökologische Reformation einzuleiten. Im Rahmen der ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe wird nun in einem von EKD, Brot für die Welt, VEM und EMW organisierten Workshop zu diesen Themen weiter beraten. Ziel ist, Folgerungen für die zukünftige Arbeit des ÖRK und seiner Mitgliedskirchen zu ziehen, um die ökologische Reformation Wirklichkeit werden zu lassen.

Michael Biehl

zum Aufruf


„Kairos for Creation - Confessing Hope for the Earth“ ist als Download verfügbar. © Foto: Titelblatt/foedus | „Kairos for Creation - Confessing Hope for the Earth“ ist als Download verfügbar.

Lesetipp: Die vollständige Dokumentation „Kairos für die Schöpfung – Hoffnungsbekenntnis für die Erde“ (englisch)

Die Dokumentation zu einer Konferenz mit bleibenden Eindrücken, bereichernden und ermutigenden Erfahrungen des Austausches und einem bemerkenswerten inhaltlichen Ergebnis. Sie fasst 35 der Beiträge aus unterschiedlichen kulturellen, konfessionellen und regionalen Hintergründen zusammen. Am Ende wurde der „Wuppertaler Aufruf: Kairos für die Schöpfung – Bekenntnis zur Hoffnung für die Erde“ verabschiedet, der dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) empfiehlt, eine „Dekade zur Heilung der Schöpfung“ auszurufen. Der Aufruf ist in der Dokumentation in sechs Sprachen zu finden, darunter Griechisch und Mandarin. Die internationale und ökumenische Konferenz zu Ökotheologie, Ethik der Nachhaltigkeit und umweltfreundlichen Kirchen, die im Juni 2019 in Wuppertal stattfand, wurde gemeinsam von Brot für die Welt, der Evangelischen Mission Weltweit (EMW), der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) und dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) veranstaltet.

Herausgegeben wurde die Dokumentation von Louk Andrianos, Michael Biehl, Ruth Gütter, Jochen Motte, Andar Parlindungan, Thomas Sandner, Juliane Stork und Dietrich Werner.

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