Eswatini: Monarchie der Gewalt

Es gibt viele internationale Kriege und Katastrophen – das kleine Eswatini, eine der letzten absoluten Monarchien der Welt, ist in den deutschen Medien weniger prominent. Aber die brutale Ermordung des Menschenrechtlers Thulani Maseko im Januar hat weltweit für Bestürzung gesorgt. Zwanini Shabalala, Bischof der Eastern-Diocese der Ev.-Luth. Kirche im südlichen Afrika, ist besorgt angesichts der anhaltenden Gewalt in seinem Land. Wie ist die Lage und welche Lösungswege sieht er? Tobias Schäfer-Sell, Referent des Ev.-luth. Missionswerks in Niedersachsen für Advocacy International, hat nachgefragt.

Anlässlich der 50-jährigen Unabhängigkeit verfügte König Mswati III im Jahr 2018, dass das Land künftig offiziell Eswatini und nicht mehr Swasiland heißen soll. © Foto: aboodi vesakaran/unsplash | Anlässlich der 50-jährigen Unabhängigkeit verfügte König Mswati III im Jahr 2018, dass das Land künftig offiziell Eswatini und nicht mehr Swasiland heißen soll.

Wie ist die aktuelle Situation im Land?

Ein paar Jahre lang bildeten sich verschiedene Koalitionen, die versuchten, zivilgesellschaftliche Organisationen und politische Parteien zusammen zu bringen, um eine gemeinsame demokratische Bewegung zu bilden (Mass Democratic Movement, MDM). Diese Koalitionen setzten sich für einen friedlichen und gewaltfreien Dialog ein, ihnen wurde aber keine Gelegenheit eingeräumt, mit den politischen Autoritäten des Landes zusammenzukommen. Die Situation änderte sich im Jahr 2021, als viele Menschen getötet wurden und anstelle von Dialog und Verständigung die Gewalt zur vorherrschenden Kultur wurde. Leider erhärteten sich die Herzen vieler Menschen und nun herrscht viel Anspannung, Angst und Unsicherheit.

Zwanini Shabalala ist Bischof der Eastern-Diocese der Ev.-Luth. Kirche im südlichen Afrika. © Foto: Reinhard Kees/BMW | Zwanini Shabalala ist Bischof der Eastern-Diocese der Ev.-Luth. Kirche im südlichen Afrika.

Vor allem junge Menschen sind frustriert hinsichtlich des politischen Systems und der wirtschaftlichen Notlage. Gibt es eine gemeinsame Positionierung der Kirchen? Wie können sie zu Gerechtigkeit und Frieden beitragen?

Seit Beginn des Konflikts war unser Ansatz das Gespräch mit allen Beteiligten, insbesondere mit der Regierung und der demokratischen Bewegung. Einzelne Mitglieder unserer Kirche mögen Anhänger*innen dieser Bewegungen sein, andere wiederum stehen politisch auf der anderen Seite. Als Kirche sollten wir jegliche Form von Gewalt verurteilen und sehen uns selbst in der Position einer unparteiischen Mediatorin, die sich für Frieden und bedeutungsvollen Dialog einsetzt.

Und wird Ihre Stimme als lutherische Kirche oder Rat der Kirchen Swasilands gehört? Werden Sie ernst genommen?

Bis heute haben wir ohne Erfolg an die Türen des Premierministers geklopft. Auch das Staatsoberhaupt scheint traurigerweise nicht bereit zu sein, sich an einem solchen Dialog zu beteiligen. Aber wir dürfen nicht aufhören, denn wir glauben, dass der einzige Ausweg darin besteht, mit den Menschen in Swasiland im Gespräch zu bleiben. Unsere Stimme sollte nicht zum Verstummen gebracht werden. Wir sollten nicht aufhören über soziale Ungerechtigkeit zu sprechen oder über andere Dinge, die unseren Leuten Schaden zufügen. Wir werden weiterhin unsere Stimme erheben, Erklärungen abgeben und gemeinsam einen Weg nach vorne finden.

Was kann die internationale Ökumene tun, wie können Ihre Bemühungen unterstützt werden?

Teilen Sie diese Dinge, die in Swasiland passieren, ihren Gemeinden und Kirchen mit, aber auch Ihrer Regierung und der Europäischen Union, damit den Leuten bewusst wird, was da vor sich geht. Hilfreich wären auch internationale Besuche in Swasiland von Kirchenleitenden aus Deutschland. Beispielsweise waren 2021 Delegationen der Gemeinschaft des Rates der Kirchen im Südlichen Afrika (Fellowship of Council of Churches in Southern Africa, FOCCISA) und der Katholischen Bischofskonferenz vor Ort. Solche Besuche ermutigen unsere Kirche, nicht die Hoffnung zu verlieren, und es gibt Zugang zu Orten und Menschen, die sonst schwer zu erreichen sind.

Wir möchten außerdem die Programme der gewaltfreien Kommunikation weiter verstärken, um Gemeinschaften zu befähigen, mit Konflikten umzugehen und eine Kultur des Verständnisses und des Dialogs zu entwickeln. Selbstverständlich benötigen wir alle Heilung, weil wir alle auf verschiedene Arten betroffen sind und wir wissen, dass der Heilungsprozess eine lange Zeit dauern wird. Wir hoffen, sicher zu bleiben und versuchen das zu tun, was wir tun sollten und was von uns erwartet wird.

Das Interview führte Tobias Schäfer-Sell vom Ev.-luth. Missionswerk in Niedersachsen (ELM).

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