Gemeinsames Lernen, Feiern und Handeln

Ökumenische Partnerschaften sind ein Fest der globalen Kirche, davon ist Anton Knuth, Studienleiter an der Missionsakademie in Hamburg, überzeugt. Was es für eine gute und respektvolle Beziehungsarbeit in diesen Partnerschaften braucht, war Thema einer Online-Konferenz Anfang März.

Wie können wir uns in ökumenischen Partnerschaften gemeinsam für eine bessere Welt einsetzen? Das ist nur eine von vielen Fragen, die kirchliche Partnerschaftsarbeit seit Jahrezehnten prägt. © Foto: Mika Baumeister/unsplash | Wie können wir uns in ökumenischen Partnerschaften gemeinsam für eine bessere Welt einsetzen? Das ist nur eine von vielen Fragen, die kirchliche Partnerschaftsarbeit seit Jahrezehnten prägt.

Gemeinsame Feste beleben und unterbrechen den Alltag. Wir mögen uns lieber, wenn wir zusammen feiern. Leckere Gerichte werden gekocht, man zeigt sich von der besten Seite. Die Vorbereitung kostet Mühe, aber die Wände der eigenen Wohnung erzählen auch später noch vom gemeinsamen Lachen. Ähnlich ist es mit der Partnerschaftsarbeit. Ökumenische Partnerschaften sind ein Fest der globalen Kirche.

Natürlich macht die interkulturelle Beziehungsarbeit auch Mühe, aber sie lässt schmecken, was mit „Gemeinschaft der Heiligen“ gemeint sein könnte: Menschen sehr unterschiedlicher Herkunft und Prägung verstehen sich in Jesus Christus als eine Familie (Gal 3,28).

Partnerschaftsarbeit neu beleben

„Bei allen praktischen Problemen, die es in der Partnerschaftsarbeit gibt, sollte unser Ausgangspunkt die Freude und Dankbarkeit für die jahrelange Verbundenheit sein und der Segen, der aus dem gemeinsamen Engagement im Laufe der Jahre erwachsen ist“, betonte Brighton Katabaro bei einer Online-Konferenz, die Anfang März zum Thema „Gemeinsames Lernen, Feiern und Handeln“ stattfand. Der Einladung der Missionsakademie und des Ev.-luth. Missionswerks in Niedersachsen (ELM) waren über 60 Teilnehmende aus Asien, Afrika und Europa gefolgt. Dabei fehlten auch Klagen über eine Überalterung der ehrenamtlichen Gruppen nicht. Manch eine*r hatte in der Vergangenheit schon das Ende der Partnerschaftsarbeit kommen sehen. Aber das Interesse an der ökumenischen Begegnung von Gemeinden und Gruppen scheint weiterhin groß. Wie könnte die Partnerschaftsarbeit also neu belebt werden?

„Es geht darum, unsere Bedürftigkeit anzuerkennen“, resümierte Verena Berndt vom ELM. Auch wir sind angewiesen, von Christ*innen anderer Kontexte zu lernen und die biblische Botschaft im Lichte ihrer Erfahrungen neu zu buchstabieren. Die direkte Begegnung übt ein respektvolles Miteinander ein, betonte Benjamin Simon vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK). Sie schaffe ein Gespür für meine eigene Verletzlichkeit und die Verantwortung für Gottes Schöpfung und fördere ein Bewusstsein dafür, dass Identitäten fließend sind. Anna-Katharina Diehl, Pastorin der Hannoverschen Landeskirche, analysierte das Konzept der Konvivenz und betonte ebenfalls, dass wir heute nicht mehr von kulturellen Gegensätzen, sondern hybriden Identitäten lernen können. Einig waren sich die Teilnehmenden, dass aus dem Kennenlernen Vertrauen erwächst, sich gegenseitig von Problemen zu berichten. So können aus geteiltem Schmerz gemeinsame Handlungsschritte erwachsen.

Gemeinsam Planen und Handeln

Auch wenn das Helfen nicht das dominierende Motiv einer Partnerschaft sein sollte, gehört in der Regel weithin ein gemeinsames Projekt, zu dem auch vertragliche Verabredungen gehören, dazu. „Aber steht ein Projektvertrag nicht im Widerspruch zum Anspruch einer gleichberechtigten Partnerschaft? Sollten wir nicht lieber eine Beziehung ganz ohne Geld auf Augenhöhe anstreben?“, warf eine Teilnehmerin ein. Es sei kein Widerspruch zum Gedanken einer biblisch begründeten Partnerschaft, wenn über Projekte ein Vertrag geschlossen wird, erwiderte ein anderer Teilnehmer. Bereits in der Bibel macht die Zusage des Bundes Gottes, die Einhaltung der zehn Gebote nicht überflüssig. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit sich Geschenke zu machen, aber bei größeren Geldtransfers gehört ein Agreement dazu. Partnerschaftsarbeit schließt auch diakonisches Handeln mit ein. Zum Feiern und miteinander Lernen, gehört auch das gemeinsame Handeln.

„Niemand ist zu arm ist, um zu geben“ – führte Astha Shrestha aus Nepal aus. Ihre Organisation arbeitet in ländlichen Gebieten Nepals. Dort bestand Bedarf an einem Geburtszentrum, in dem sichere Entbindungen für schwangere Frauen durchgeführt werden können, um ihr Leben zu retten. Durch die partnerschaftliche Zusammenarbeit konnte der Bau eines Geburtshauses ermöglicht werden, für das Freiwillige und Hebammen vor Ort geschult wurden. Die Beteiligten konnten jeweils unterschiedliche Gaben einbringen, aber gerade so dem Projekt zu einem gemeinsamen Erfolg verhelfen.

Abhängigkeiten überwinden

Natürlich reproduzieren sich die globalen wirtschaftlichen Ungleichheiten auch in den partnerschaftlichen Beziehungen. So beklagte ein Pastor, der seit 40 Jahren in der Partnerschaftsarbeit engagiert ist, dass sich an den geringen Löhnen in seiner Kirche seitdem nichts geändert habe. Die sozialen Ungleichheiten sind so gravierend, dass sie sich nicht so einfach aus der Welt schaffen lassen können. Das kann frustrierend wirken und Abhängigkeiten zementieren. Zur Überwindung von Abhängigkeiten empfahl Dyah Krismawati, Referentin der Vereinten Evangelischen Mission (VEM), folgende Schritte:

  1. Erkennen Sie die Probleme in Ihrer Beziehung und ändern Sie Ihre Einstellung zu sich selbst und zu Ihren Partner*innen.
  2. Machen Sie es sich zur Gewohnheit, Projekte/Aktivitäten gemeinsam zu besprechen, zu planen und durchzuführen.
  3. Trauen Sie sich, die alten Praktiken in den Partnerschaftsbeziehungen zu ändern, die Abhängigkeit und Ungleichgewicht aufrechterhalten.
  4. Treffen Sie eine gegenseitige Vereinbarung, so dass alle einen Beitrag leisten und die gegenseitigen Beiträge fair genießen können.

Sie ist sich sicher: „Der Mut zur Veränderung gibt Hoffnung auf eine gesündere und gleichberechtigtere Beziehung. Die Partnerschaftsgruppe muss ihre Agenda gemeinsam erweitern, ihre Methoden überdenken, den Kreis ihrer Teilnehmenden erweitern und zu ihrer Vision zurückkehren.“ Wenn sich die Beteiligten der Partnerschaftsarbeit auf diese Veränderungen einlassen und sie aktiv mitgestalten, stellt sich auch die beglückende Erfahrung einer tieferen Verbundenheit ein, aus der sich das Fest des Lebens gemeinsam feiern lässt.

Anton Knuth ist Studienleiter der Missionsakademie in Hamburg.

Unsere Themen

Erfahren Sie mehr über die Themen und Schwerpunkte der Evangelischen Mission Weltweit.

Der EMW-Newsletter

Abonnieren Sie unseren Newsletter, um immer informiert zu sein.