Großer Wandel, kleine Wunder

Die Evangelische Mission in Solidarität wurde vor 50 Jahren gegründet und hat eine große Veränderung durchlaufen. Heute ist sie ein internationales Missionswerk mit gleichberechtigten Mitgliedern. EMS-Generalsekretär Dr. Dieter Heidtmann berichtet im Kurzinterview von großem Wandel und kleinen Wundern.

Dr. Dieter Heidtmann ist Generalsekretär der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS) © Foto: privat | Dr. Dieter Heidtmann ist Generalsekretär der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)
In diesem Jahr feiert die EMS ihr 50-jähriges Bestehen. Was ist denn die EMS überhaupt?

Die Evangelische Mission in Solidarität ist ein Zusammenschluss von 25 Kirchen und fünf Missionsgesellschaften weltweit. Das Besondere an der EMS ist, dass alle Organisationen und Mitgliedskirchen gleichberechtigte Mitglieder sind. Wir sind ein internationales Werk. Wir haben Mitgliedskirchen in Indien, Indonesien, Korea und Japan, im Nahen Osten, in Ghana, Südafrika und in Europa. Und dazu sind bei uns die Missionsgesellschaften Mitglieder, aus denen die EMS quasi zusammengewachsen ist. Das sind die Basler Mission, die Basler Mission – Deutscher Zweig, die Herrnhuter Missionshilfe, der Evangelische Verein für die Schneller-Schulen und die Deutsche Ostasienmission.

Was hat sich durch die Internationalisierung für die Mitglieder verändert?

Bei der Gründung der EMS vor 50 Jahren war das ein deutsches Werk, das geschaffen wurde, um die Beziehungen zu den Partnerkirchen, die aus der Mission hervorgegangen waren, zu koordinieren. Heute ist es ein gleichberechtigter Zusammenschluss von allen. Was das für die Kirchen bedeutet, mache ich am liebsten mit einem Bericht von einem unserer Präsidenten deutlich: Der Leiter der evangelischen Kirche in Beirut im Libanon hat mir erzählt, dass er in den 80er Jahren als Gast bei der Synode des Evangelischen Missionswerks in Südwestdeutschland (wie die EMS zu dieser Zeit hieß) eingeladen war. Damals war die Synode eine rein deutsche Veranstaltung mit 60 oder 70 Delegierten. Es ging unter anderem darum, ob es für die Kirche in Beirut nach dem Bürgerkrieg eine Aufbauhilfe geben würde. Und er konnte nur auf der Tribüne sitzen und wusste, dort unten wird gerade über das Schicksal meiner Kirche entschieden. Er hat nicht einmal eine Übersetzung erhalten und das war eine sehr frustrierende Erfahrung. Heute hingegen ist er Mitglied des Missionsrats, in dem über alle Projekte, alle Programme, alle Gelder gleichberechtigt entschieden wird.

Wie kommt denn das Geld für diese Projekte, über das gemeinsam entschieden wird überhaupt zusammen?

Zum einen leisten alle Mitgliedskirchen einen Beitrag, der durch einen Berechnungsschlüssel festgelegt wird, weil es schon einen Unterschied für die Leistungsfähigkeit einer Kirche macht, ob sie aus einem reicheren oder einem ärmeren Land kommt. Daraus werden auch Zuwendungen für Projekte bestritten. Darüber hinaus haben wir natürlich auch Spenden und Stiftungen, die die Zuwendungen an Projekte und Kirchen mitfinanzieren. An der Stelle gibt es nach wie vor ein Ungleichgewicht bei den Zuwendungen der Kirchen. Es ist noch immer so, dass um die 80 bis 90 Prozent von den deutschen Kirchen kommen. Auch bei den Spenden ist es so, dass ein Großteil aus Deutschland und aus der Schweiz kommt. Das ändert sich aber schrittweise. Das ist an manchen Stellen erst einmal symbolisch. Aber wir hatten zum Beispiel auch schon den Fall, dass die kleine und ziemlich arme Kirche von Japan nach der Flutkatastrophe im Ahrtal an die Pfälzer Kirche 7500 Euro überwiesen hat. Denn nach dem Tsunami in Japan vor zehn Jahren, hatten die Mitgliedskirchen der EMS den Wiederaufbau eines kirchlichen Kindergartens in Japan finanziert. Und dann kam auf einmal diese Überweisung und es wurde gesagt: „Ihr habt uns damals nach der Flut bei uns geholfen und jetzt wollen wir euch helfen.“ Das war eine ganz bewegende Geschichte.

Das Interview führte Freddy Dutz. Hören Sie das ganze Gespräch im EMW-Podcast „Zeit für Mission“ .


Zur Person

Dr. Dieter Heidtmann ist Generalsekretär der Evangelischen Mission in Solidarität mit Sitz in Stuttgart. Der Theologe und Politologe studierte in Tübingen, Bonn und Oxford.

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