Lese-Tipp: SDG17plus X

Ideen geben und inspirieren für eine Entdeckungsreise zum Thema Nachhaltigkeit im Kontext von Jugendarbeit – das will das Themenheft „SDG17plus X“ des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM). Freddy Dutz hat sich das Themenheft genauer angeschaut. Ihr Urteil: Der CVJM denkt und handelt nachhaltig.

Schon immer ging es beim CVJM um mehr als Freizeitspaß und Bibellesen. Dem englischen „Erfinder“ des YMCA – wie der „Christliche Verein Junger Menschen“ auf Englisch heißt – war es bei der Gründung der Young Men’s Christian Association daran gelegen, dass die jungen, unverheirateten Männer einen Ausgleich zu den langen Arbeitszeiten in der Mitte des 19. Jahrhunderts finden können müssen. Deshalb organisierte George Williams in London ab 1844 in einem eigenen Vereinsheim Veranstaltungen für die Arbeiter. In dieser Zeit waren viele „Jünglings“- und „Jungfrauen“-vereine in den Industrieregionen und Großstädten Europas ins Leben gerufen worden, um die Arbeiter*innen – darunter auch viele Hausangestellte – in einem christlichen Umfeld ihre geringe Freizeit verbringen zu lassen.

Elf Jahre später trafen sich in Paris erweckte Männer aus verschiedenen Ländern und legten mit einer Erklärung den Grundstein für die vielen CVJM-Organisationen, die heute weltweit 64 Millionen Mitglieder – Männer und Frauen – haben. In der „Pariser Basis“ heißt es u. a.: „Die Christlichen Vereine Junger Männer haben den Zweck, solche jungen Männer miteinander zu verbinden, welche Jesus Christus nach der Heiligen Schrift als ihren Gott und Heiland anerkennen, in ihrem Glauben und Leben seine Jünger sein und gemeinsam danach trachten wollen, das Reich ihres Meisters unter jungen Männern auszubreiten.“

Und es ging nicht nur ums Bibellesen und ums gemeinsame Gebet: Immer war der ganze Mensch im Blick. Und so boten die Verantwortlichen Alphabetisierungskurse und allgemeine Bildungsangebote und Sportveranstaltungen. Immer wieder wurden Themen rund ums Arbeitsleben angesprochen: Wie viel Stunden sollte ein Mensch arbeiten müssen? Wie kann sich trotz schwerer körperlicher Arbeit eine Persönlichkeit entwickeln? Wie kann in der Fabrik ein gottgefälliges Leben gelingen?

Auch heute, wo – zumindest – in Europa die Forderung nach menschenfreundlicheren Arbeitsbedingungen weitgehend umgesetzt wird, müssen Antworten auf neue Fragen erfolgen: Was bedeutet es, wenn Menschen keinen festen Arbeitsplatz haben, von ihrer Wohnung aus ihrem Beruf nachgehen? Wie verändert die Digitalisierung das Arbeitsleben? Können Menschen und Roboter Kolleg*innen sein?

CVJM-Themenheft SDG17plusX: Nachhaltigkeit und Glaube – Impulse für die christliche Jugendarbeit CVJM-Themenheft SDG17plusX: Nachhaltigkeit und Glaube – Impulse für die christliche Jugendarbeit

Darüber hinaus stehen junge Christ*innen vor den Herausforderungen, die der Klimawandel an die Menschheit heranträgt. Wie können die Folgen der Veränderungen gerecht und redlich verteilt und „geheilt“ werden? Auf diese Fragen haben die Vereinten Nationen 2015 in der Agenda 2030 die 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele beschlossen. Die Staaten haben verabredet, gemeinsam ökologische und soziale Themen anzugehen.

Diese 17 Ziele – meist mit dem englisch Akronym SDGs (Sustainable Development Goals) bezeichnet – und knapp 170 Unterzielen sind dem ökumenischen Motto „Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ nicht unähnlich. Aber während die damit verbundenen Werte kaum außerhalb des kirchlich-christlichen Umfeldes kommuniziert wurden, haben viele Staaten, vor allem in Europa, die SDGs in die nationale Gesetzgebung aufgenommen. Der Geist dieses Rahmenvertrages soll in das Handeln von Individuen, Organisationen, in Wirtschaft und Politik wirken.

Um diesen Prozess in den eigenen Reihen einzubringen, hat der CVJM Deutschland eine Handreichung für Gruppen und Personen herausgegeben, die einerseits die SDGs erklärt und andererseits Materialien entwickelt, die in Bildungsveranstaltungen, Andachten und Aktionen umgesetzt werden können.

Was diese Broschüre – die gedruckt und digital vorliegt – von ähnlichen Materialsammlungen für junge Leute unterscheidet, ist im Titel zu lesen „SDG17plus X“. Mit dem „X“ markieren die Macher*innen der Sammlung den Raum, den sie und andere (christliche) junge Menschen beanspruchen, um ein Gutes Leben zu führen. Und es steht für den griechischen Buchstaben „X“ (chi), der traditionell als Akronym für Christus steht.

Unter der vertrauten Forderung, „niemand zurück zu lassen“, betrachten verschiedene Autor*innen das zentrale Motiv der Agenda 2030 (Menschen, Erde, Frieden, Wohlstand und Partnerschaft) unter biblischen Gesichtspunkten. Man könnte also das 164-Seiten Buch als eine christliche Auslegung der 17 SDGs für junge Menschen bezeichnen.

Ganz praxisbezogen gibt es neben den interpretierenden Texten Anregungen für das täglich Leben, den Umgang mit Rohstoffen und Energie. Damit wird die Agenda 2030 der UN in eine Agenda 2030 des CVJM überführt. Dass der Verband und seine Mitglieder sich schon länger mit dem Prozess zu mehr Nachhaltigkeit auf den Weg gemacht haben, zeigen viele Beispiele, denen andere Gruppen folgen können. „So kann es im Alltag gehen“, ist das Kapitel guter Beispiele überschrieben. So können junge Menschen sich in den Transformationsprozess in ihren Gesellschaften beteiligen.

Mit einem weiteren Pfund kann der CVJM bei der Umsetzung der SDGs wuchern: Als international agierende Organisation können Erfahrungen aus anderen Ländern in Überlegungen und praktische Auswirkungen ein- und zurückfließen. Zwar liegt das Themenheft nur auf Deutsch vor, aber durch den regelmäßigen – auch digitalen – Austausch werden die Lernorte nicht nur erweitert, sondern auch multipliziert.

Das Heft ist in seinem Einsatz weder auf junge Menschen noch auf CVJM-Mitglieder beschränkt. Schulklassen, Gemeinde- und Jugendgruppen können sich einen Überblick über die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen verschaffen und Anregungen bekommen, wie diese Ziele erreicht werden können.

Freddy Dutz


Hör-Tipp: Zeit für Mission mit Gerhard Wiebe

Der CVJM möchte junge Menschen ermuntern, Verantwortung für die eigene Zukunft und die Gemeinschaft zu übernehmen. Was das mit Nachhaltigkeit zu tun hat, erklärt Gerhard Wiebe im EMW-Podcast „Zeit für Mission“.

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