Simbabwe: Frieden wahren

Es hat bereits traurige Tradition: Auf Wahlen in Simbabwe folgen Ausschreitungen und – teilweise blutige – Straßenkämpfe. So war es 2018 und zuletzt auch bei den Nachwahlen für das Parlament 2022. Keine guten Vorzeichen für die Wahlen 2023, die, Stand jetzt, voraussichtlich im Juli oder August stattfinden sollen. Den christlichen Kirchen kommt in dieser Zeit vor, während und nach den Wahlen eine besondere Rolle zu, erklärt der Generalsekretär des Kirchenrates von Simbabwe, Wilfred Dimingu, im Interview.

Wahlen in Simbabwe enden häufig mit blutigen Kämpfen. © Foto: Harvey Barrison/Wikimedia CC-BY-SA-2.0 | Wahlen in Simbabwe enden häufig mit blutigen Kämpfen.

Hinter Simbabwe liegt die zweijährige Pandemie, die viele Probleme mit sich brachte, darunter auch die Einengung der Möglichkeiten der Zivilgesellschaft. In diesem Jahr stehen Wahlen an. Worin sehen Sie aus Sicht der Kirchen die größten Herausforderungen?

Die letzte Wahl hat ein umstrittenes Ergebnis gebracht. Das Land ist sehr polarisiert. Was unser Land braucht, ist eine Stimme, die die Menschen ermutigen kann, eine gemeinsame nationale Identität wiederzufinden. Damit die politischen Eliten dem Wohlergehen der gesamten Bevölkerung dienen und nicht nur ihren eigenen egoistischen Interessen folgen. Damit dies geschieht und die Menschen geeint werden, spielt die Kirche eine einzigartige Rolle.

Die Kirche hat das theologische Werkzeug, um den nationalen Dialog in Gang zu setzen, der dringend notwendig ist. Das ist es, was dieses Land braucht. Die Menschen müssen miteinander reden, einander dort treffen, wo sie leben und arbeiten. Wir sollten uns nicht so verhalten, als ob wir Feinde wären. Die Menschen lehnen Wahlen ab, anstatt sie als Privileg oder Verpflichtung zu betrachten, als einen Wettbewerb der Ideen. Die Menschen fürchten Wahlen wegen der damit verbundenen gewalttätigen Auseinandersetzungen. Bestimmten Politiker*innen geht es nur um die Macht und nicht um die Verantwortung gegenüber dem Volk. Als Kirchenrat ist es unser Auftrag, den Frieden zu wahren. Das bedeutet für die vor uns liegenden Wahlen, dass wir uns für einen friedlichen Verlauf einsetzen und ein Wahlverfahren unterstützen, das dafür sorgt, dass es nicht zu gewalttätigen Ausschreitungen kommt.

Wilfred Dimingu, Generalsekretär des Kirchenrates von Simbabwe © Foto: Wolfgang Tunze | Wilfred Dimingu, Generalsekretär des Kirchenrates von Simbabwe

Wie gehen Sie das konkret an?

Seit meinem Amtsantritt am 1. November 2022 konnte ich mit einer ganzen Reihe von Akteur*innen unserer Verfassung zusammentreffen und mit Kommissionen arbeiten, die durch unsere Verfassung geschaffen wurden. Das sind die Menschenrechtskommission, die Gleichstellungskommission, die nationale Kommission für Frieden und Versöhnung und die Medienkommission. Diese Begegnungen sind wichtig, um uns ein Bild von ihnen zu machen und herauszufinden, inwieweit die Regierung bereit ist, für einen friedlichen Wahlverlauf zu sorgen. Und wir haben auch die politischen Parteien selbst befragt. Wir blicken zurück auf eine Geschichte von gewaltsamen und umstrittenen Wahlen. Wir fragen also: Welche Maßnahmen werden als Regierung ergriffen, damit sich diese Tragödie nicht wiederholt? Wir bieten als Kirchen unsere Unterstützung für friedliche Wahlen an.

Das ist die eine, die legislative Seite. Wie wollen Sie die ganz normalen Menschen erreichen, die teilweise den Mut verloren haben, dass Wahlen etwas ändern können?

Als Kirche sind wir eine Interessengemeinschaft. Wir bilden eine Plattform. Mindestens einmal in der Woche haben wir die Möglichkeit, Menschen zusammenzubringen, wenn alle anderen Organisationen geschlossen sind. Zumindest jeden Sonntag gibt es einen Gottesdienst und eine Gemeindeversammlung. Diese nutzen wir, um die Friedensbotschaft zu verkünden. Gerade in der Post-Covid-Ära ist es wichtig, den Menschen Hoffnung zu geben und die Botschaft der Einheit, des Friedens und der Liebe zu verkünden.

Konkret bedeutet dies, die Menschen zur Teilnahme an den Wahlen zu ermutigen und sich registrieren zu lassen, obwohl sie keine Hoffnung auf einen politischen Wandel haben. Wir haben als Kirchenrat Erfahrungen in der Wahlbeobachtung gesammelt. Wir bilden in allen Provinzen Beobachter*innen aus, die uns über die Wahlkampagne informieren. Wo es gewalttätige Vorfälle gibt, wenden wir uns an die Behörden, um die Ursache der Gewalt zu klären und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Damit vermitteln wir den staatlichen Stellen das Gefühl, dass die Kirchen ein waches Auge auf den freien und fairen Verlauf der Wahlen haben. Es dürfen nicht wie bei den letzten Wahlen Menschen sterben und von den Wahlurnen mit Gewalt vertrieben werden.

Das Interview führte Almut Nothnagle.


Zur Person

Wilfred Dimingu ist Pastor der Methodistischen Kirche von Simbabwe und war vor seiner Wahl zum Generalsekretär des Kirchenrates von Simbabwe (Zimbabwe Church Council – ZCC) drei Jahre lang auch deren Bildungs- und Ausbildungsbeauftragter.

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