Studiengang Mission

Die theologischen Ausbildungsangebote der christlichen Privatuniversität „Kenya Methodist University“ richten sich an Menschen, die in Gemeinden und kirchlichen Organisationen Dienst tun wollen und einen Bachelor oder Master der Theologie und Religionswissenschaft anstreben. Mit zum Angebot gehört ein Masterstudiengang Missionsstudien. Wir haben mit dem Leiter der Abteilung für Theologie, Religionswissenschaft und Seelsorge, Njoroge John Ngige, über die Chancen und Möglichkeiten theologischer Ausbildung in Kenia gesprochen.

Die ökumenische Ausrichtung der Universität fördert Inklusivität, Toleranz und eine bessere Selbstreflexion bei den Studierenden. © Foto: Kenya Methodist University | Die ökumenische Ausrichtung der Universität fördert Inklusivität, Toleranz und eine bessere Selbstreflexion bei den Studierenden.

Warum braucht es eine fundierte theologische Ausbildung?

In unserem Kontext gibt es immer mehr irreführende Theologien, insbesondere von den wie Pilze aus dem Boden schießenden pfingstlichen und evangelikalen Gemeinden. Solche Theologien beziehen sich auf Themen wie: Wohlstandsevangelium (materieller Wohlstand, persönlicher Erfolg und Gesundheit wird als Beweis von Gottes Gunst definiert), sofortige und wundersame Heilung (Krankheit als Zeichen der Sünde), Reichtum und Armut im Zusammenhang mit dem Glauben an Gott, Macht und Autorität, die Pastor*innen in Bezug auf Prophezeiungen verliehen werden sowie Fehlinterpretation der Bibel. Um auf diese kontextbezogenen, irreführenden Theologien reagieren zu können, ist eine solide theologische Ausbildung und Schulung der Gemeindeleitenden in der Kirche von entscheidender Bedeutung.

Auf welche besonderen Bereiche konzentriert sich der Studiengang Mission?

Der Studiengang Mission befasst sich mit den folgenden Bereichen, ist aber nicht darauf beschränkt: Biblische Grundlagen für Missionen, Erneuerung und Wachstum von Gemeinden, Afrikanische christliche Spiritualität, Geschichte der christlichen Kirche in Afrika, Theologie der Mission, Christliche Weltethik, Forschungsmethoden in der Missionswissenschaft, Kulturübergreifende Evangelisation, Interreligiöser Dialog, Evangelisation und soziales Handeln sowie Konfliktlösung.

In Deutschland beschäftigen wir uns derzeit viel mit der Aufarbeitung der kolonialistischen Vergangenheit, ist das ein Thema an Ihrer Fakultät?

Nicht wirklich, wir legen keinen großen Wert auf den Kolonialismus. Wir konzentrieren uns vielmehr darauf, kreativ und innovativ auf die aktuellen Herausforderungen in Afrika zu reagieren. Obwohl einige der Herausforderungen aus dem Kolonialismus stammen, liegt der Schwerpunkt darauf, Absolvent*innen auszubilden, die diese Probleme kreativ lösen.

Njoroge John Ngige © Foto: Kenya Methodist University | Njoroge John Ngige

Warum legen Sie einen besonderen Schwerpunkt auf die ökumenische Perspektive?

Nach der Ankunft von Missionaren verschiedener christlicher Konfessionen in Afrika besteht für Theologiestudierende die Notwendigkeit, die „Anderen“ zu verstehen, die zwar Christ*innen sind, aber einer anderen Konfession angehören. Ebenso fördert die ökumenische Perspektive Inklusivität, Toleranz und eine bessere Selbstreflexion bei unseren Studierenden. Darüber hinaus schafft ein ökumenisches Umfeld eine Lernerfahrung für Studierende, die konfessionell voreingenommen sind, um aufgeschlossen und kritisch gegenüber ihren eigenen religiösen Praktiken/ Traditionen zu sein, die sich von denen anderer unterscheiden. Die Ökumene hat einen großen Einfluss auf unsere Studentinnen und Studenten in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter, den Respekt vor anderen, die Menschenwürde, die Schöpfung und das Eintreten für die Menschenrechte.

Wie können Absolvent*innen der KeMU Ihrer Meinung nach in die Gesellschaft hineinwirken?

KeMU-Absolvent*innen können einen Einfluss auf die Gesellschaft ausüben, indem sie ihre Forschungsergebnisse mit Interessengruppen wie den Kirchen teilen. Sie können auch Bücher über ihre Forschungsergebnisse veröffentlichen. Sie predigen und führen Missionseinsätze durch. Sie sind als Pastor*innen und kirchliche Mitarbeitende tätig. Darüber hinaus bieten sie kostenlose Schulungen und Weiterbildungen für Kirchen und religiöse Organisationen an.

Zu welchen Themen forschen Ihre Studierenden?

Unter der Anleitung von zwei Hochschulprofessoren forschen die Studierenden zu Themen wie Mission, Evangelisation, Theologie, religiöse Praktiken, traditionelle afrikanische Religionen, Islam, gesellschaftliche Fragen, die die Menschheit betreffen und mit der Theologie in Zusammenhang stehen. Es gibt also ein breites Spektrum an Forschungsthemen, über die die Studierenden schreiben können.

Gibt es eine Verbindung zu Kirchengemeinden?

Ja, es gibt eine enge Verbindung, denn die meisten unserer Studierenden werden von ihren jeweiligen Kirchen zum Theologiestudium entsandt. Andere werden von der Kirche als Geistliche in verschiedenen Gemeinden angestellt und sind daher direkt für die Gemeinden und die Gesellschaft im Allgemeinen von Nutzen.

Das Studium an Ihrer Universität ist von einem Werte-Leitfaden geprägt. Was verbirgt sich dahinter?

Während der Ausbildung wird erwartet, dass sich die Studierenden die Grundwerte der Universität zu eigen machen. Die wichtigsten Werte sind: Exzellenz und Qualität, Kreativität und Innovation, Professionalität und moralische Integrität, Verantwortungsbewusstsein und Führungsqualitäten. Die Werte werden den Studierenden in den Vorlesungen vermittelt. Dadurch sollen die Absolvent*innen zu dem werden, was die Universität sich für sie vorstellt, d. h. zu professionellen Führungskräften, die durch selbstlosen Dienst an der Gemeinschaft, durch Wissenschaft und Forschung zum Wandel der Gesellschaft beitragen.

Was möchten Sie Ihren Studierenden mit auf den Weg geben?

Ich möchte Menschen ausbilden, die ganzheitlich und akademisch darauf ausgerichtet sind, ihre eigenen persönlichen Herausforderungen und die der Gesellschaft, aus der sie kommen, zu lösen.

Das Interview führte Silke Roß.

Zur Person

Njoroge John Ngige, Ph.D., ist ordinierter Priester in der orthodoxen Diözese von Nyeri und der Region Mt. Kenia, Orthodoxes Patriarchat von Alexandria und ganz Afrika. Er ist Dozent und Leiter der Abteilung für Theologie, Religionswissenschaft und Seelsorge an der Kenya Methodist University.

Zeitschrift „EineWelt“ EineWelt, Heft 4/2021

In Gottes Lehre

Menschen gehen weltweit in Gottes Lehre, um sich für einen Dienst in ihrer Kirche ausbilden zu lassen. Wir haben mit Theologiestudierenden und Lehrenden gesprochen und sie nach ihren Erfahrungen mit theologischer Ausbildung befragt. In einem Punkt sind sich alle einig: Es braucht eine Ausbildung, in der interkulturelle und kontextuelle Theologien zur Sprache kommen.

Außerdem: Menschenrechte im Blick: Israelische Frauen engagieren sich für Palästinenser*innen – China: Analyse des „Social Credit Systems“ – Porträt über Dorcas Parsalaw: Einsatz für nachhaltige Entwicklung

Details und Bestellung auf www.demh.de

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