Ukraine: Hilfe und Hoffnung durch die Bibel

Menschen mit Bibeln und biblischen Schriften zu versorgen, ist die Aufgabe der Ukrainischen Bibelgesellschaft. Seit Ausbruch des Krieges hat sich diese Arbeit gravierend verändert. Die Mitarbeitenden helfen bei der Verteilung von Hilfsgütern, organisieren Gottesdienste für Soldat*innen und unterstützen Menschen bei der Flucht. Die Weitergabe von Bibeln spielt aber auch weiterhin eine zentrale Rolle. Die Nachfrage ist so groß, dass die Lager mittlerweile leer sind. Generalsekretär Oleksandr Babitschuk sagt in Bezug auf den Krieg: „Die Gute Nachricht weiterzugeben, ist immer noch das beste Gegenmittel.“ Im Netzwerk des Weltverbands (United Bible Societies; UBS) gibt seine Bibelgesellschaft regelmäßig Einblicke in die Lage vor Ort. Folgenden Bericht veröffentlichte sie am 3. April, kurz nach Bekanntwerden der Ereignisse in Butscha.

Sie bringen Hilfsgüter und Bibeln. In der Mitte der Anatolij Rajchinets, stellv. Generalsekretär der Ukrainischen Bibelgesellschaft. © Foto: Ukrainische Bibelgesellschaft | Sie bringen Hilfsgüter und Bibeln. In der Mitte der Anatolij Rajchinets, stellv. Generalsekretär der Ukrainischen Bibelgesellschaft.

Der 39. Tag dieses Krieges ist fast vorbei und zum Glück sind wir hier alle in Sicherheit.

Wie der Rest der Welt wurden wir von den Bildern des Massakers von Butscha erschüttert. Wir trauern und schreien nach Gerechtigkeit. Die vielen Tage des Krieges haben unsere Sinne betäubt und dennoch bleibt es so schmerzhaft. Wir können nur schwer verstehen, was dort passiert ist und wie viel Böses dieser Krieg über unser Land gebracht hat. Leider wird es nicht der letzte Ort sein, an dem wir erfahren müssen, mit welchem Schrecken und welch überwältigender Brutalität dieser Krieg gegen unbewaffnete Zivilist*innen geführt wird.

Die Ukrainische Bibelgesellschaft berichtet von Anfriffen auf Transporter mit Hilfsgütern und Bibeln. © Foto: Ukrainische Bibelgesellschaft | Die Ukrainische Bibelgesellschaft berichtet von Anfriffen auf Transporter mit Hilfsgütern und Bibeln.

Butscha, Irpin, Puschtscha Voditsia und andere einst friedliche Trabantenstädte rund um Kiew liegen uns besonders am Herzen, da dort verschiedene christliche Organisationen und Bildungseinrichtungen unserer Partner ihren Sitz hatten. Das Baptistische Bibelseminar in Irpin wurde vollständig niedergebrannt. Das Letzte, was wir über das Adventistisch-geisteswissenschaftliche Institut in Butscha gehört haben, war, dass es von den russischen Streitkräften eingenommen, geplündert und als Stützpunkt genutzt wurde. Das Evangelisch-Theologische Seminar in Puschtscha Voditsia wurde von Feuer heimgesucht – seine Bibliothek, die als eine der größten christlichen Bibliotheken des Landes galt, ist zerstört.

Aufgrund des massiven Einsatzes von Minen in der Stadt wartet unser Team in Kiew immer noch auf die Erlaubnis, Butscha mit humanitärer Hilfe besuchen zu dürfen. Die Menschen dort mussten wochenlang ohne Grundnahrungsmittel ausharren.

Insgesamt ist es in Kiew etwas ruhiger geworden, da die Bodentruppen die Provinz verlassen haben, der gelegentliche Raketenbeschuss wird jedoch fortgesetzt. Fast einen ganzen Tag ohne Sirenen zu verbringen, war für Anatolij Rajchinets, unseren stellv. Generalsekretär, sehr ungewöhnlich, ja sogar besorgniserregend.

Anatolij leitete einen Abendmahlsgottesdienst für mehrere Militärgeistliche und Soldat*innen. Einer der Soldaten kam später auf ihn zu und bat um eine Bibel. Er sagte, dass er und seine Familie ihre Heimat in der Ostukraine verlassen mussten, als das Gebiet 2014 besetzt wurde. Jetzt verteidigt er hier die Ukraine, aber seine Familie lebt weiterhin in einem Gefahrengebiet. Er hatte nie eine Bibel besessen und sich auch nie für Religion interessiert. Doch jetzt sagte er: „Ich denke, es ist an der Zeit, dass ich ein Gespräch mit Gott beginne.“

In Charkiw verschlechtert sich die Situation, da der Beschuss zugenommen hat, obwohl dies die Menschen nicht davon abhält, zu versuchen, ihr Leben so weit wie möglich wiederherzustellen. Im Westen gibt es weiterhin jeden Tag mehrmals Fliegeralarm, doch glücklicherweise konnten in den letzten Tagen alle Raketen abgefangen werden.

Redaktion und Übersetzung: Sven Bigl, Referent für Öffentlichkeitsarbeit bei der Deutschen Bibelgesellschaft


Die Ukrainische Bibelgesellschaft

Die Ukrainische Bibelgesellschaft initiiert Projekte zur Verbreitung und Begegnung mit der Bibel. Ein Schwerpunkt ihrer überkonfessionellen Arbeit sind u.a. Angebote für Kinder und Jugendliche. Seit dem Krieg in der Ostukraine 2014 widmet sie sich auch verstärkt der Traumabegleitung von Soldatinnen und Soldaten und anderen Betroffenen. Außerdem fungiert die Bibelgesellschaft seit vergangenem Jahr als Vorsitzende des „All-Ukrainischen Rats der Kirchen und religiösen Organisationen“ und koordiniert dadurch aktuell viele Hilfseinsätze von Kirchen und christlichen Organisationen.

Die Ukrainische Bibelgesellschaft ist Mitglied im Weltverband der Bibelgesellschaften (United Bible Societies; UBS), ihre Projekte werden auch durch die Weltbibelhilfe der Deutschen Bibelgesellschaft gefördert.

Material auf Ukrainisch

Der Weltverband der Bibelgesellschaften organisiert aktuell die Erstellung verschiedener biblischer Schriften und Materialien auf Ukrainisch sowie den Nachdruck ukrainischer Bibelausgaben, einerseits für die Weitergabe an Menschen in der Ukraine, anderseits für die Flüchtlingsarbeit in den unmittelbaren Nachbarländern sowie in ganz Europa. Auch die Deutsche Bibelgesellschaft bietet für Gemeinden und christliche Einrichtungen Materialien auf Ukrainisch sowie Ukrainisch-Deutsch an.

Weitere Informationen

Unsere Themen

Erfahren Sie mehr über die Themen und Schwerpunkte der Evangelischen Mission Weltweit.

Der EMW-Newsletter

Abonnieren Sie unseren Newsletter, um immer informiert zu sein.