
Theologische Ausbildung
Die EMW unterstützt und begleitet im Auftrag ihrer Mitglieder ökumenisch-theologische Aus- und Fortbildung in Partnerkirchen weltweit.
Mehr ...Von 13. bis 19. September 2023 tagte die 13. Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) im polnischen Krakau. Mit dabei waren auch die Mission EineWelt-Direktor*innen Gabriele und Hanns Hoerschelmann. Wie sie die Vollversammlung erlebt und was sie für ihre Arbeit in Bayern und darüber hinaus mitgenommen haben, berichten sie im Interview.
© Foto: Johanan Celine Valeriano/LWF | Jugenddelegierte initiierten am 18. September einen Klima-Marsch bei der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Krakau.
„Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung“ war das Motto der LWB-Vollversammlung. Wie wurde dieses Motto in Krakau gefüllt?
Gabriele Hoerschelmann (GH): Der Ablauf der Vollversammlung war so angelegt, dass mit diesem Motto gleich zu Beginn ein Fundament für ein starkes Gemeinschaftsgefühl gelegt wurde. Ausgehend vom Gedanken einer lutherischen „Großfamilie“ konnten im weiteren Verlauf auch kritische Punkte besprochen und gemeinsame Hoffnungen formuliert werden.
Hanns Hoerschelmann (HH): Am deutlichsten war das Motto für mich in den gemeinsamen Gottesdiensten zu spüren. Sie haben in ihrer Vielfältigkeit an Musik, Sprache und liturgischer Ausgestaltung ein eindrückliches Zeichen der Einheit vermittelt. Aber auch die Abschlusserklärung, die öffentlichen Verlautbarungen und die Resolutionen reflektieren die inhaltliche Auseinandersetzung der Vollversammlung mit dem Motto. Sie sind alle mit überzeugenden Mehrheiten verabschiedet worden. Allerdings wird sich erst in der Ausarbeitung der strategischen Ziele durch den neugewählten Rat zeigen, wie die Beschlüsse in den kommenden Jahren praktisch umgesetzt werden sollen.
Für den 15.9. hatten u. a. Fridays for Future zum globalen Klimastreik aufgerufen. War davon auch etwas bei der Vollversammlung zu spüren? Welche Rolle spielte die Klimakrise?
GH: Da an dem Freitag der gemeinsame Besuch der Teilnehmenden im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau stattfand, haben die Jugenddelegierten und Stewards beschlossen dieser Erfahrung und den daraus resultierenden Themen wie Antisemitismus, Fremdenhass, Rassismus Raum zu geben.
© Foto: mck/elkb | Dr. Gabriele Hoerschelmann ist Direktorin von Mission EineWelt in Bayern.
Der Klima-Marsch fand dann am Montag unter der Führung der jungen Menschen unter großer Beteiligung der Teilnehmenden statt. Die Brisanz des Themas wurde in der Botschaft der Vollversammlung und ihren Resolutionen zugespitzt, indem nicht mehr von einer „Klimakrise“, sondern von einem „Klimanotstand“ (emergency) die Rede war.
Mit der Formulierung einer Climate Justice Policy erhoffen sich die Mitgliedskirchen Kriterien, die ihnen helfen entsprechende Maßnahmen in ihrem Kontext umzusetzen.
Welche Impulse nehmen Sie für Ihre Arbeit im Partnerschaftszentrum der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern mit?
GH: Das Thema Klimagerechtigkeit hat Mission EineWelt (MEW) bereits vor der Vollversammlung zum Schwerpunkt gemacht. Wir werden aber auch die Frage nach shrinking spaces für die Kirchen weiterbearbeiten. In vielen Gesprächen mit unseren Partner*innen aus Asien wurde deutlich, dass der Raum, in dem die Kirchen öffentlich ihre prophetische Stimme eintragen können, immer weiter reduziert wird.
HH: Für mich war wichtig zu erleben, dass der LWB als Gemeinschaft von 150 Kirchen in 99 Ländern ein tragbares Fundament für unsere Partnerschaften bildet. Bei aller Verschiedenheit gibt es eine Basis, auf der wir theologisch und praktisch gemeinsam unterwegs sind. Diese Gemeinschaft und der Reichtum an kirchlichem Leben ist nicht nur für uns als Mission EineWelt gewinnbringend, sondern für unsere ganze Landeskirche in all ihren Veränderungsprozessen. Am Ende trägt uns die gemeinsame Hoffnung und der eine Geist.
GH: Ein berührender Moment für mich und ein weiterer Impuls kommt von den Gottesdiensten während der Vollversammlung. Die Lieder und Texte haben uns jeden Tag erfahrbar machen lassen, dass wir als weltweite Kirche einen großen spirituellen Reichtum haben.
© Foto: MEW | D.Min. Hanns Hoerschelmann ist Direktor von Mission EineWelt in Bayern und EMW-Vorstandsmitglied.
An welchen Themen wollen Sie gemeinsam mit den anderen EMW-Mitgliedsorganisationen auf Dachverbandsebene weiterarbeiten?
HH: Auch auf Dachverbandsebene wird Klimagerechtigkeit ein wichtiges Thema sein. Diese kann nur im globalen Kontext gesehen werden und der Einsatz dafür braucht einen langen, gemeinsamen Atem.
Ein weiteres Thema dreht sich rund um die Frage von populistischen Strömungen und die Frage der sich verringernden gesellschaftlichen Möglichkeiten zur politischen und religiösen Meinungsäußerung (Stichwort: shrinkung spaces). Hier wird es wichtig sein, mit den Partnerkirchen zu überlegen, welches Engagement hilfreich oder welches eventuell kontraproduktiv ist.
Ein drittes Thema, das uns schon lange begleitet, ist die theologische Aus- und Weiterbildung. Sowohl in den Partnerkirchen als auch bei uns stehen wir ja vor der Herausforderung, eine theologische Ausbildung anzubieten, die für die Fragen kirchlichen Engagements in der jeweiligen Gesellschaft relevant ist.
Was war für Sie der prägendste Moment der LWB-Vollversammlung?
HH: Beeindruckt hat mich die Einsegnung der neuen Ratsmitglieder. Es waren die Stewards und Jugenddelegierten, die den Mitgliedern jeweils einen Segen zugesprochen haben – quasi als Rückenwind und Vertrauensgeste der jungen an die ältere Generation.
GH: Auch für mich sind die bewegendsten Momente aus den Gottesdiensten erwachsen.
Mit welcher Hoffnung reisen Sie zurück nach Deutschland?
HH: Erstmal reise ich mit vielen positiven Begegnungen, Gesprächen und dem Erlebnis des gemeinsamen Feierns zurück. Alles drei zusammen gibt mir die Hoffnung, dass wir bei aller Zerrissenheit und den globalen Herausforderungen, die wir in der Welt erleben, Momente der Einheit erleben können. So können wir als Christ*innen für uns selbst und die Welt zu Hoffnungs-Zeichen werden.
GH: Ich erhoffe mir, dass es uns, die wir die Vollversammlung miterlebt haben, gelingen möge, in unseren Kirchen verständlich zu machen, dass wir nur in dieser großen weltumspannenden Gemeinschaft ganz Kirche sind und den Herausforderungen unserer Zeit begegnen können.
Das Interview führte Corinna Waltz.
Direktorin Dr. Gabriele Hoerschelmann und Direktor Hanns Hoerschelmann (D.Min.) leiten seit 2015 gemeinsam Mission EineWelt, das Centrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Hanns Hoerschelmann ist zudem Mitglied im Vorstand der Evangelischen Mission Weltweit (EMW).
Erfahren Sie mehr über die Themen und Schwerpunkte der Evangelischen Mission Weltweit.
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