Simbabwe: Wandel oder Stillstand?

Voraussichtlich am 23. August sind Präsidentschaftswahlen in Simbabwe. Schon seit einigen Monaten verändert sich die Stimmung im Land. Politische Lager verhärten sich. Gewalttaten nehmen zu. Propaganda und gegenseitige Hetzkampagnen in den Sozialen Medien ebenso. Immer häufiger kommt es auch zu Einschüchterungen durch die Regierungspartei. Hoffnung auf einen positiven Wandel durch die Wahlen versprechen sich vor allem jüngere Menschen der Generation Z. Bei vielen anderen hat sich, durch die Erfahrungen mit vergangenen Wahlen, Resignation breit gemacht. Denn die grundsätzlichen Probleme in Simbabwe sind groß: Hyperinflation, Armut, Korruption. Im Interview gibt Kupakwashe Mtata, Direktor des United Theological College (UTC) in Harare, Simbabwe, eine Einschätzung der Situation.

Wird die Hoffnung auf Wandel nach den Wahlen erfüllt werden? © Foto: Trust Tru Katsande/unsplash | Wird die Hoffnung auf Wandel nach den Wahlen erfüllt werden?

Was sind derzeit die größten Herausforderungen in Simbabwe?

Ich denke, die größte Herausforderung ist die schnell steigende Inflation, die das tägliche Leben unsicher macht, weil die Menschen nicht wissen, wie sie die Dinge, die sie brauchen, kaufen sollen. Die Situation ändert sich ständig, vor allem für diejenigen, die ihr Einkommen nicht in stabilen Währungen wie dem US Dollar beziehen. Das macht es für die Menschen sehr schwierig, da ihre Kaufkraft sehr schnell schwindet. Hinzu kommt, dass die Einkommen generell schlecht sind. Ich meine, selbst für diejenigen, die Arbeit haben und in stabiler Fremdwährung bezahlt werden, ist es hart. Die simbabwische Bevölkerung ist im Allgemeinen arm, abgesehen von einigen wenigen reichen Menschen, die in der Regel, irgendwie mit dem System verbunden sind und dadurch die Möglichkeit haben, von den Ressourcen des Landes zu profitieren.

Gibt es Befürchtungen für die Zukunft nach den Wahlen?

Ja, die gibt es. Der allgemeine Eindruck ist, dass, wenn das derzeitige System fortbesteht, wir wahrscheinlich in demselben Modus weitermachen. Wirtschaftlich würde es weiterhin schlecht laufen, weil unsere Wirtschaft sehr stark mit unserer Politik verbunden ist. Und wenn sich in der politischen Arena nichts Wesentliches ändert, dann wird unsere Wirtschaft wahrscheinlich so weitermachen wie bisher. Und wir vermuten, dass einige wenige Leute die Kunst beherrschen, die Ressourcen der Gesellschaft zu kontrollieren, und darum nicht sonderlich daran interessiert sind, dass auch der Rest der Bevölkerung davon profitiert. Das ist, denke ich, die größte Angst.

Es besteht auch die Sorge, dass im Falle eines Machtwechsels die neue Führung von denjenigen, die die Gewaltmittel kontrollieren, nicht anerkannt wird und die Situation so bleibt, wie sie ist. Es besteht jedoch die Hoffnung, dass es letztendlich zu einem Wandel kommt, ob nun durch diese Wahl oder nicht.

Denken Sie, dass die Kirchen, theologische Ausbildung insgesamt oder Einrichtungen wie das UTC in dieser Situation gefährdet sind? Also vielleicht gezwungen werden, etwas zu tun oder auch zum Schweigen gebracht werden oder ähnliches?

Kupakwashe Mtata ist der Direktor des United Theological College (UTC) in Harare, Simbabwe. © Foto: UTC | Kupakwashe Mtata ist der Direktor des United Theological College (UTC) in Harare, Simbabwe.

Ja, ich denke in Simbabwe ist es sehr ähnlich wie in einem Land, das sich im Krieg befindet. Und in einer solchen Situation ist jede*r gefährdet – wirklich jede*r. Jederzeit kann jede Person wegen irgendetwas zum Ziel von Angriffen werden. Denn es ist wirklich eine Situation, in der die Machthabenden wissen, dass es so nicht weitergehen kann. Deshalb haben sie Angst und gehen wahrscheinlich gegen jede Person vor, bei der sie glauben, dass sie Veränderungsprozesse anstoßen könnte. In dieser Situation sind wir also immer in Gefahr, aber wir haben Möglichkeiten. Ich meine, da das ganze Land so ist, müssen wir mit diesen Umständen leben und versuchen, etwas dagegen zu tun.

Wenn sich die Kirchen zu Wort melden, was sie manchmal tun, passiert es gelegentlich, dass einige derjenigen, die zum System gehören, dann einzelne Personen ins Visier nehmen, vor allem einzelne Führungspersönlichkeiten innerhalb von Institutionen, von denen sie glauben, dass sie ein Problem für sie darstellen können. Ich zum Beispiel habe den Verdacht, dass jemand beauftragt ist, mich zu überwachen. Es gibt eine Person, die sehr daran interessiert ist, zu wissen, was ich tue und vorhabe.

Dies ist wahrscheinlich bei einer Reihe von Leitenden in den Kirchen der Fall. Allerdings laufen unsere Prozesse nach einem anderen Zeitplan ab als die von Politiker*innen, die zum Beispiel im August gewählt werden wollen. Deshalb hilft ihnen ihre Beobachtung von uns auch nicht viel, weil unsere Prozesse viel langsamer sind.

Sicher, sie haben die Erfahrung und die Routine, alle fünf Jahre nach der Macht zu greifen. Aber ich bin schon eine ganze Weile am UTC. Wir reden ständig über den Herrn und das Reich Gottes, unabhängig davon, wer zu der Zeit an der Macht ist, wir machen mit derselben Botschaft weiter. Also, ja, wir bleiben ständig in Gefahr, aber wir werden genauso weitermachen wie bisher.

Das Interview führte Tanja Stünckel.

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Zur Person

Kupakwashe Mtata ist der Direktor des United Theological College (UTC) in Harare, Simbabwe. Außerdem ist er ordinierter Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche Simbabwes (Evangelical Lutheran Church in Zimbabwe) und promovierte in Religionswissenschaft an der Universität Bayreuth, Deutschland.

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