Erklärt: Ökumene

Ökumene meint nicht nur das Verhältnis zwischen der römisch-katholischen Kirche und den protestantischen Kirchen in Deutschland, sondern geht weiter und nimmt die weltumspannende christliche Gemeinschaft in den Blick. Was im Begriff „Ökumene“ alles steckt und wie Christ*innen Einheit in Vielfalt gestalten, erklärt EMW-Direktor Rainer Kiefer.

© Foto: Matt Walsh/unsplash

Ökumene – da denken viele Menschen, vor allem bei uns in Deutschland, zuerst an das Verhältnis zwischen der römisch-katholischen Kirche und den protestantischen Kirchen in Deutschland. Für die Zusammenarbeit zwischen evangelischen und katholischen Christ*innen und das Miteinander auf Gemeindeebene gibt es gute Beispiele. Das ist wichtig, denn es stehen weiterhin große Themen wie die gegenseitige Anerkennung der Taufe, Eucharistie und Abendmahl und damit die Frage nach gemeinsamen Gottesdiensten, aber auch die Frage ökumenischer Trauungen oder konfessionsverschiedener Ehen auf der Tagesordnung.

Ökumene ist aber noch mehr. Der Begriff hat seine Wurzel im griechischen Wort: „oikein“, wörtlich übersetzt „die ganze bewohnte Erde“. Die frühen Christ*innen umschrieben damit die gesamte Kirche. Diese den Globus umspannende Bedeutung des Wortes leuchtet auf, wenn die weltweite Vernetzung der Christ*innen und das Engagement der Kirchen gemeint ist. Dabei geht es immer darum, jenseits kultureller, nationaler oder konfessioneller Identität Gemeinschaft zu pflegen, gemeinsam zu feiern, vom Glauben zu erzählen und gemeinsam zu handeln. Im gemeinsamen Engagement für Frieden und Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung wird dieses Verständnis beispielhaft deutlich und dafür sind unzählige Kirchen und Initiativen unterwegs. Dies gilt auch für die ökumenische Partnerschaftsarbeit, die auf Gemeinde- und Kirchenkreisebene Gestalt findet und durch Missionswerke und Kirchen gefördert wird. Auch hier wird die weltweite Dimension des Kirche-Seins anschaulich. Eine weitere Dimension ist die ökumenischer Weltverantwortung, wie sie etwa im Bereich ökumenischer Diakonie (Brot für die Welt) wahrgenommen wird.

In Deutschland findet das gute Miteinander der vielen unterschiedlichen Konfessionen in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) auf lokaler Ebene und bundesweit seinen organisatorischen Ausdruck. Hier arbeiten Christen und Christinnen eng zusammen, um auf dem Weg der Einheit und der Versöhnung gemeinsam voranzukommen (Charta Oecumenica). In den vergangenen Jahren ist auch die Zusammenarbeit mit Gemeinden unterschiedlicher Sprache und Herkunft verstärkt worden, die auch als Migrationskirchen bezeichnet werden.

Auf Weltebene sind der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) und die konfessionellen Bünde anglikanischer, lutherischer und reformierter Kirchen als Organisationen und Netzwerke zu nennen, in denen Einheit in versöhnter Verschiedenheit Ausdruck findet. Dies gilt in gleicher Weise für die Kirchen der Orthodoxie. Mit seinen 352 Mitgliedskirchen repräsentiert der ÖRK mehr als eine halbe Milliarde Christinnen und Christen.

Die ökumenische Bewegung ist reich an unterschiedlichen Traditionen und an Formen, den Glauben zu leben. So sind hier evangelikale Initiativen und Zusammenschlüsse, aber auch die pentekostale Bewegung der Pfingstkirchen zu nennen, die im ökumenischen Konzert eine wichtige Rolle spielen.

Ökumene steht für die Einheit in der Vielfalt und die weltumspannende Gemeinschaft von Christ*innen.

Rainer Kiefer ist Direktor der Evangelischen Mission Weltweit.

Unsere Themen

Erfahren Sie mehr über die Themen und Schwerpunkte der Evangelischen Mission Weltweit.

Der EMW-Newsletter

Abonnieren Sie unseren Newsletter, um immer informiert zu sein.